Lange haben viele gescheite Leute darüber gerätselt. Ist es der Kinderwunsch von Frauchen, manchmal auch von Herrchen? Ist das Kuscheltier Tierersatz und Frauchen / Herrchen weigert sich, wirklich Verantwortung zu übernehmen? Oder einfach die Sehnsucht danach, dass irgendwer gehorcht und Frauchen bzw. Herrchen sich gut und mächtig fühlen kann?
Fragen über Fragen. Dabei ist die Antwort – wie meistens – ganz einfach. Jedenfalls dann, wenn man sich mit der Materie mal ein weinig ernsthafter beschäftigt und sich auskennt.
Kuscheltiere besitzen eine einzigartige Eigenschaft. Sie produzieren das sog. Kuscheltier-Hormon[1] – bekannt als Oxytocin.
Dieses Kuscheltier-Hormon bestimmt den kuscheligen Charakter der Tiere.
Es sorgt dafür, dass Kuscheltiere so harmonisch und anhänglich sind.
Mehr noch: Es bildet sich so eine Art Wohlgefühl – wie eine zufriedene Ausgelassenheit nach einem erotischen Erlebnis.
Es bewirkt auch, dass Kuscheltiere gerne dauerhaft mit anderen Kuscheltieren zusammen bleiben möchten – bis hin zur lebenslangen Zweierbeziehung.
Untersuchungen bei monogamen Kuscheltier-Mäusen (genau: Microtus ochrogaster) lassen vermuten, dass Oxytocin auch bei der Paarbindung eine Rolle spielt. Im Gegensatz zu polygamen Kuscheltier-Mäusen zeigen monogame Kuscheltier-Mäuse eine ausgeprägte, langfristige und paarweise Partnerbindung. Verschiedene Untersuchungen fanden eine wichtige Rolle des Oxytocin bei der Ausprägung dieser Partnerpräferenz: Injizierte man monogamen Kuscheltier-Mäusen einen Oxytocin-Antagonisten, so verhielten sich diese im Partnerverhalten ähnlich den polygamen Kuscheltier-Mäusen und zeigten keine längerfristigen sozialen Bindungen mehr.
Die Untersuchungen fanden heraus, dass Oxytocin notwendig und hinreichend zur Ausprägung der Partnerpräferenz ist. Interessanterweise scheint es jedoch nicht die Menge an endogen ausgeschüttetem Oxytocin an sich zu sein, welche das soziale Bindungsverhalten beeinflusst, sondern die spezifische Ausbildung von Oxytocin-Rezeptoren im Gehirn des Kuscheltiers. So unterscheiden sich die Rezeptorverteilungen im Gehirn von monogamen und polygamen Kuscheltier-Mäusen in charakteristischer Weise.
Streichelt Frauchen das Kuscheltier oder berührt sie das Kuscheltier nur, wird das Oxytocin über die Haut auf Frauchen oder Herrchen übertragen. Beim Menschen bewirkt das Kuscheltier-Hormon eine Steigerung der Milchproduktion und bewirkt Liebe, Vertrauen und Ruhe. In unseren hektischen Zeiten ist es also kein Wunder, dass immer mehr Menschen ein Kuscheltier haben wollen und bei sich aufnehmen.
Haustiere entwickeln keine vergleichbaren Hormone. Sie sind viel rationaler als Kuscheltiere. Haustiere verwirklichen in erster Linie ihre eigenen Bedürfnisse[2] (fressen, schlafen, spielen) und nutzen Frauchen bzw. Herrchen oft schamlos zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse aus.
Hinweis: Bei Kuscheltieren ist das anders: Sie sind voll für Frauchen und Herrchen da. Je wohler sich Frauchen und Herrchen fühlen, umso besser geht es auch den Kuscheltieren im Haushalt.
Quelle: Plüschzone, Seite 172 ff.
[1] Henrik Walter: Liebe und Lust. Ein intimes Verhältnis und seine neurobiologischen Grundlagen Hirzel Verlag Stuttgart 2003
[2] Kuscheltiere lassen sich grundsätzlich nicht „Konditionieren“. Mit Futter kann man nur Haustiere zu allen möglichen Dingen ködern. Ausnahme: Katzen!